Therapie

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08.09.2025

Zukunft sichern

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Strategien für die Nachwuchsgewinnung in der Physiotherapie

In der heutigen Zeit stehen Physiotherapiepraxen vor der Herausforderung, qualifizierten Nachwuchs zu finden und langfristig zu binden. Der Arbeitsmarkt im Physiotherapiebereich ist seit einigen Jahren ein Arbeitnehmermarkt. Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften größer ist als das Angebot an verfügbaren Arbeitskräften.

Dies ist schön für die Arbeitnehmer, stellt jedoch die Arbeitgeber, also die Physiotherapiepraxen vor große und neue Herausforderungen. Besonders junge Talente sind gefragt, um die Zukunft der Branche zu sichern.

Doch welche Wege führen für mich als Inhaber am besten zum Erfolg und wie muss ich meine Praxis gestalten, um für junge Leute attraktiv zu sein? Brauche ich Social-Media-Kanäle? Lohnen sich Kooperationen mit Schulen? Und welchen Erfolg bringen Wechselprämien, Onlinejobportale oder Headhunter? Hierüber habe ich mit Praxisinhabern aus verschiedenen Regionen, Städten als auch kleineren Orten in Deutschland gesprochen. Ein kleiner Teaser vorweg: es macht tatsächlich einen Unterschied, wie dicht besiedelt das Umfeld der Praxis ist.

Die Online-Rekrutierung

In Großstädten nutzen die Physiotherapeuten als Rekrutierungsweg tatsächlich Plattformen wie Instagram, Facebook und LinkedIn. Übereinstimmend wird diese Arbeit als sehr zeitaufwändig beschrieben. Beide Praxisinhaber bezahlen für diese Arbeit eine Agentur.

Ihnen ist es wichtig, wahrgenommen zu werden. Sie sind davon überzeugt, dass die stetige Wiederholung von Praxisnamen, Logo, Fotos dazu führt, dass junge Menschen auf sie aufmerksam werden. Sie geben mit Videos authentische Einblicke in den Praxisalltag, um Vertrauen und Interesse zu wecken. Allerdings muss bei dieser Entscheidung das Kosten-Nutzen-Verhältnis abgewogen werden. Hierzu konnten beide Inhaber kein abschließendes Fazit abgeben. Für kleinere Praxen ist es wahrscheinlich finanziell nicht möglich, extra eine Agentur zu beauftragen.

Die Homepage als Gesicht nach außen

Hier waren sich ALLE Praxisinhaber einig: Die Homepage ist DAS Gesicht nach außen. Viele junge Menschen informieren sich online, um einen ersten Eindruck zu gewinnen.

Die Inhaber nutzen schöne Fotos aus der Praxis und schaffen so eine positive Atmosphäre. Sie geben einen Einblick hinter die Kulissen und machen gezielt auf offene Stellen aufmerksam. Sympathisch, klar und offen höre ich immer wieder, wenn Praxisinhaber das Ziel ihrer Home - page beschreiben.

Mein Fazit für Inhaber: Investieren Sie Zeit und Geld in die Homepage. Dies lohnt sich.

Der Arbeitgeber als Bewerber

In einem Arbeitnehmermarkt werben Arbeitgeber um Arbeitnehmer. Der Inhaber einer Physiotherapiepraxis präsentiert also sich und sein Angebot, stellt auch sein Team vor und wirbt aktiv um die Kandidaten. Absolute Ehrlichkeit ist das Gebot der Stunde: Was biete ich? Was erwartet der Bewerber und kann ich ihm dies uneingeschränkt zusagen? Aber auch: Was kann ich nicht leisten?

Alle Therapieinhaber haben diese Punkte betont. Im Nachgang wird eine Fehleinstellung immer teurer. Denn die Suche und auch Einarbeitung beginnt von Neuem.

Mein Tipp: Seien Sie klar und sagen Sie, auch wenn es personaltechnisch „brennt“ lieber einmal mehr Nein.

Kooperationen mit Schulen

Die Praxisinhaber, die Kooperationen mit Physioschulen nutzen, bewerten ihr Investment in diesem Bereich im Hinblick auf Praktikumsplätze und potenziellen Nachwuchs als sehr lohnend. Im ländlichen Raum werden keine Kooperationen genutzt, da die Berufsschulen zu weit entfernt sind.

Die Vorteile:

  • ❯❯❯ Der Praktikant lernt die Praxis kennen und auch der Inhaber den potenziellen Mitarbeiter.
  • ❯❯❯ Die Adressdatei der Praxis für die Zeit der Bewerbersuche ist größer.
  • ❯❯❯ Beide wissen vor Vertragsabschluss, worauf sie sich einlassen.
  • ❯❯❯ Das Argument, dass ein Praktikant viel Zeit vom Arbeitsalltag „wegnimmt“, wird durch die Vorteile einer solchen Vorgehensweise aufgehoben
  • ❯❯❯ Die Inhaber mit Kooperationen sagten übereinstimmend, dass sie seitdem kaum Nachwuchssorgen haben.

Wechselprämien, Onlinejobportale und Headhunter

Insbesondere in den größeren Städten ab 500.000 Einwohner wird dieser Weg genutzt. Das Fazit der Praxisinhaber hierzu war durchwachsen. Wechselprämien im Nachwuchsbereich haben alle abgelehnt. Allerdings haben einige, wenn es um erfahrene Fachkräfte mit Spezialisierung ging, auch schon Wechselprämien gezahlt.

Die Erfahrung mit Onlinejobportalen war durchgängig negativ. Eventuell muss sich dieser Markt erst noch entwickeln. Ebenso steht aus ihrer Wahrnehmung der Bereich Headhunting in der Branche noch im Anfang.

Weitere Wege zur Mitarbeitergewinnung

Gerade in den kleineren Städten und im ländlichen Raum lebt die Praxis von der Mund-zu-Mund-Propaganda. Seien Sie authentisch, sympathisch und fachlich interessant. Dies spricht sich herum. In den kleineren Städten werden zudem Plakatwerbung als auch Anzeigen in den lokalen Monatsblättern genutzt. Man präsentiert sich auf Gesundheitstagen und organisiert als Praxis selbst einmal im Jahr ein Gesundheitsevent.

Ein obligatorischer Teil des Jobangebotes sind mittlerweile attraktive Weiterbildungsangebote, flexible Arbeitszeitmodelle, betriebliche Altersversorgung, die Nutzung des „Jobrades“ und natürlich eine attraktive Vergütung. Der Markt ist ein Arbeitnehmermarkt. Nehmen Sie diese Herausforderung positiv an. Bleiben Sie attraktiv: für neue Mitarbeiter und damit automatisch auch für Ihre Kunden.

Sabine Tscharnke


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